Mein Leben aus den Reiseberichten (ein Leben voller Herausforderungen)!

                                                  
                                                 Iguazu-Wasserfälle in Südamerika

1. Einleitung

Bereits kurz nach meiner Geburt, am 13. November 1944, hatte ich - zusammen mit meiner Mutter - eine größere Herausforderung zu überstehen - die Flucht vor der herannahenden russischen Armee aus Danzig. Ursprünglich wollten wir mit der GUSTLOFF entkommen. Leider bekamen wir keinen Platz mehr auf dem Schiff - was unsere Rettung bedeutete. Uns gelang etwas später die Flucht mit der TANGA, die uns sogar bis nach Swinemünde brachte, was ursprünglich nicht geplant war, denn ihr Kurs ging mit den Flüchtlingen nach  Dänemark.

Mein Vater hat damals auf U-Booten der Kriegsmarine gedient und war als Exerziermeister in Swinemünde stationiert. Er hatte uns nicht mehr erwartet, denn seiner Meinung nach waren wir mit der GUSTLOFF untergegangen. Groß war die Überraschung als meine Mutter, mit mir im Kinderwagen, ihm in Swinemünde entgegenkamen. Unsere Flucht - ohne meinen Vater, der nach Hamburg versetzt wurde - ging weiter über Hamburg nach Brühl bei Mannheim, wo die Eltern meines Vaters wohnten.

2. Meine Jugendjahre in Brühl

Auch in Brühl war der Krieg noch nicht zu Ende! Ein älterer Mann, der im Rollstuhl saß, und den ich manchmal durch das Dorf schob, erzählte mir, dass ich im Luftschutzkeller, der sich unter der Schule befand, furchtbar geweint hätte. Ich muss von diesen schrecklichen Kriegserlebnissen traumatische Störungen mitbekommen haben, denn immerwieder bekam ich bei entsprechenden medizinischen Untersuchungen die Diagnose: Vegetative Dystonie. Dieser Ballast hat mich durch mein gesamtes Leben begleitet. Erst im Alter konnte ich mich davon befreien.

Mein Vater kam im September 1945 aus der englischen Kriegsgefangenschaft. Er hatte sich einen gewaltigen, schwarzen Bart wachsen lassen, der mich total erschreckte und ich Schutz vor dem "bösen Mann" bei meiner Mutter suchte. Obwohl meine Mutter in Brühl sehr beliebt war, gab es immerwieder Spannungen zwischen meiner Großmutter Eva und ihr. Deshalb entschied mein Vater, zum Brüder Willy nach Hockenheim zu ziehen.

Onkel Willy (Vaters Bruder) hatte ein Bauernhaus gemietet und auf dem Speicher konnte meine Familie einziehen. Es war alles sehr primitiv und es zog erbärmlich. Eine Verkleidung mit Pappe unter den Dachziegeln verbesserte das kärgliche Leben. Unter diesen Bedingungen erkrankte ich schwer und musste im Krankenhaus in Heidelberg behandelt werden. Nach den autobiographischen Notizen meines verstorbenen Vaters muss das alles sehr dramatisch verlaufen sein.

Erstaunt hat mich die Information, dass man ofters von Hockenheim nach Brühl zu Fuss ging, um die Eltern meines Vaters zu besuchen  und um die Mißstimmigkeiten zu beseitigen, was offensichtlich ganz gut klappte. Für die Strecke von ca. 11 km benötigte man über 2 Stunden. Ich kann mich erinnern, dass wir Jahre später unsere Verwandten (Onkel Kurt und Onkel Erich) in Ketsch besucht haben und deshalb die Strecke von ca. 4 km zu Fuß zurücklegen mussten. Fahrräder hatten wir ja noch nicht.

Mein Vater bekam 1945 eine Tätigkeit als Hilfsheizer bei der Bahn. Das war kein leichtes Unterfangen, denn er musste zum Ausgangspunkt des Güterzuges pendeln, was nur mit einem größeren Zeitaufwand ging. Aber er war sehr stolz, dass er vom Lohn endlich seine Familie ernähren konnte. Es muss ein karges, erbärmliches Leben gewesen sein, unter dem ich wohl auch gelitten habe.

1948 fand unser Großvater Jakob in Brühl eine kleine Einliegerwohnung bei der Familie Wolf in der Wilhelmstrasse 19. Der Umzug von Hockenheim nach Brühl muss für meinen Vater beschämend  gewesen sein, denn unsere Familie war immer noch sehr arm. An diese Zeit habe ich erste Erinnerungen. Unsere Küche lag im 1. Stock und unser Schlafzimmer innerhalb der Wolfschen Wohnung. Später wurde der Dachboden im 1. Stock ausgebaut fur unser Schlafzimmer, das nun auf dem Flur gegenüber der Küche lag.

1949 kam hoher Besuch nach Brühl: Die Weiterers (die Schwester meiner Mutter, Tante Margot, mit Onkel Heinz und der kleinen Christiane) kamen mit ihrem eindrucksvollen, schwarzen Mercedes von Hannover angereist:

Sehr gut kann ich mich an die ersten Besuche meiner Tante Margot (die Schwester meiner Mutter), Onkel Heinz und der kleinen Christiane (sie war am 21. Januar 1947 geboren) im Mai 1949 bei uns in Brühl in der Wilhelmstrasse erinnern. Ich empfand sie als sehr streng und mißachtete ihre Versuche, mich erziehen zu wollen: "Wenn Du nicht brav bist, dann kommst zum Oetchen - sollte wohl Schweinchen heißen!" Einmal gingen wir zusammen zu Herrn Stadler um die Ecke, um bei ihm Spielzeug zu kaufen. Sein Haus befand sich am Meßplatz. Zu dieser Zeit verkaufte er seine Spielzeuge gewissermaßen im Wohnzimmer. Später richtete er sich in Schwetzingen einen großen Spielzeugladen ein. Sein Sohn war ein Freund von mir.

Familienbesuch der Weiterers in Brühl 1949
 

Bei einem Spaziergang durch mein Heimatdorf Brühl entstand das Foto vor dem Denkmal. Onkel Heinz war offensichtlich der Fotograf. Als mir kürzlich meine Cousine Malli (Tante Margots zweite Tochter - geboren am 12. August 1949) zahlreiche Erinnerungsfotos zuschickte, hat mich dieses frühe Foto aus meiner Jugendzeit (ich war ca. 4,5 Jahre alt) mit dem "knappen" Trachtenjanker belustigt. Neben mir steht mein Bruder Bernd, der damals 2 Jahre alt war. Da ich mir über den Ort der Aufnahme nicht ganz sicher war, habe ich die Web-Seite meines Heimatdorfes Brühl überprüft und fand ein Foto von dem Denkmal. Man kann auf dem Bild auch sehr gut erkennen, dass es sich neben der Evangelischen Kirche im Brühler Zentrum befindet.


 

Kriegerdenkmal in Brühl

Onkel Heinz hatte die Baufirma seines Vaters in Groß-Giesen (heute Giesen) bei Hildesheim übernommen und konnte sich nach der Währungsreform 1948 schon einen großen, schwarzen Mercedes leisten. 

 

Der MERCEDES von Onkel Heinz 1949  

Das imponierte mir und die Ausflüge in die nähere Umgebung waren für mich ein Freudenfest. An einen größeren Ausflug nach Speyer mit dem Dom kann ich mich sehr gut erinnern. Wir fuhren über den Nachbarort Ketsch (dort wohnten die Brüder meines Vaters, Erich und Kurt, mit ihren Familien). Wenn wir kein Auto zur Verfügung hatten (wenn uns niemand besuchte) legten wir die Strecke von 4 km zu Fuß zurück. Das war damals üblich. Fahrräder für alle gab es noch nicht.                       

 

Der Rhein bei Speyer (1949 nur Fähre - ohne Brücke)

 

Der Dom zu Speyer

Die Brücke über den Rhein nach Speyer existierte noch nicht. Wir mußten mit der Fähre den Rhein überqueren. Nach der Besichtigung das Doms fuhren wir auf der linksrheinischen Seite bis zur Kollerinsel, um mit der dortigen Fähre wieder auf die andere Rheinseite in Richtung Brühl überzusetzen. Unterwegs gab es Picknick und wir drei Kinder konnten uns richtig austoben. Die Kollerinsel gehörte noch zur Gemeinde Brühl, obwohl sie auf der linken Rheinseite lag. Zehn Jahre später war diese Insel und die angrenzenden Altrhein-Arme mein Revier für meine ausgedehnten Kanu-Touren. Meistens war ich alleine unterwegs und genoß die Einsamkeit - leider nicht ohne die "Schnaken-Plage". Seit meiner Bodensee-Radtour 1959 besaß ich ein Zelt, einen Schlafsack und eine aufblasbare Luftmatraze. So konnte ich mir eine kleine Insel in einem der Rhein-Arme aussuchen, wo ich übernachtete wie "Robinson Crusoe". In den Altrhein-Armen gab es keine Strömung, da diese durch einen Damm vom Rhein abgetrennt waren. So gelangte ich "stromaufwärts" fast in Sichtweite des Speyerer Doms. Dort setzte ich mein Boot in den Rhein und lies mich ca. 8 - 10 km stromabwärts bis zu unserem Bootshaus gegenüber der Kollerinsel treiben. Dies war ein herrliches Gefühl - ich mußte nur auf entgegenkommende Schiffe (wie auf dem Foto "Der Rhein bei Speyer") achten. Da unser Bootshaus rechtsrheinisch lag, paddelte ich bei meinen Ausflügen auf dem Altrhein-Arm an Ketsch vorbei und setzte dann auf die andere Rheinseite in einen anderen Arm über. Wegen der starken Strömung war dies Unternehmen sehr gefährlich und erforderte einen größeren Krafteinsatz.

Aber nun wieder zurück in meine frühe Jugendzeit! Im April 1954 feierte ich meine Erstkommunion und war stolz auf meine Armbanduhr, die ich als Geschenk bekam. Kurz vorher waren wir in unser neues Haus von der Wilhelmstrasse in die Brühler Siedlung (Silcherstr. 19) gezogen.Von Elfriede, der "Archivarin" der Familienbilder in Stralsund, erhielt ich kürzlich ein verschollenes Gruppenbild von meiner Kommunion. Auf der Rückseite fand ich folgendes Datum: 17. April 1955 (also fand meine Kommunion ein Jahr später statt als ich bisher gedacht hatte). Über Elfriede und ihre ausgezeichnete "Sammelarbeit" habe ich in meinem Reisebericht "August 1964 - meine erste Reise nach Stralsund (DDR)" geschrieben. 

Erstkommunion April 1955

 

3. Die Zugreise nach Hannover

Nach mehreren Besuchen bei uns, entschied Tante Margot mit meiner Mutter Mutter, dass es für mich Zeit sei, die Sommerferien 1954 (ich war damals 9,5 Jahre alt) in ihrem Haus in Groß-Giesen zu verbringen. Dazu mußte ich aber mit dem Zug von Mannheim nach Hannover fahren. Dort würde ich von Onkel Heinz mit dem Auto abgeholt werden. Meine Klassenlehrerin, Fräulein Fischer, wollte zu diesem Zeitpunkt auch Richtung Hannover fahren und mich begleiten. Daraus wurde nichts. Ich konnte mich also alleine in das Abenteuer stürzen. Auf jeden Fall muß ich fast während der gesamten Fahrt aus dem offenen Fenster gesehen haben. Da mein Abteil direkt hinter der Dampflokomotive lag, hatte ich ein rabenschwarzes Gesicht - was meine pingelige Tante Margot garnicht erfreute.

Über die Autobahn kamen wir sehr schnell nach Groß-Giesen, wo Onkel Heinz sich ein großes Haus mit einem schönen Garten und kleinem Teich gebaut hatte. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es in dem kleinen Teich Frösche oder Wasserschildkröten. Irgendetwas war mit den Steckdosen, die einen großen Reiz auf uns ausübten. Zu meinen bereits bekannten Cousinen waren Margot (geboren am 15. Oktober 1951) und die kleine Daggi (geboren am 26. März 1954) hinzugekommen. Sonntags wurden wir Älteren zu einer besonderen Kino-Vorstellung gefahren. Man zeigte uns den amerikanischen "Raketenmann". Wegen eines Pilzgerichtes hatte ich mit Tante Margot eine ausgiebige Diskussion, denn ich wollte die Pfifferlinge nicht essen. Für meinen Geschmack rochen diese "nach Mäusen". Aber sonst war dies eine sehr schöne Zeit mit vielen Abenteuern im angrenzenden Wald. Mit dem Sohn einer Bekannten von Tante Margot durchstreifte ich den Wald und wir endeten sehr oft am Giesener Teich, wo man damals noch baden konnte (obwohl er sich im Manöver-Gebiet der Engländer befand). Heute ist der Teich vollständig zugewachsen.

Der ehemalige Giesener Teich


Ich kann mich auch an einen größeren Ausflug nach Duderstadt mit dem Mercedes über die Autobahn erinnern. Onkel Heinz hatte dort einige geschäftliche Dinge zu erledigen und wir durften mitfahren. Unterwegs erzählte uns Tante Margot die Geschichte, wie Duderstadt zu seinem Namen gekommen sein soll: Im Stadtrat war man sich unschlüssig und jeder sagte dort zu dem anderen "Gib Du der Stadt den Namen!" So soll "Duderstadt" entstanden sein.

Alles war für mich so entspannt, dass ich von den dunklen Wolken, die sich über meinem Ferien-Domizil zusammenbrauten, absolut nichts mitbekam. Obwohl ich vier Wochen bleiben sollte, waren aus mir unerklärlichen Gründen meine Ferien bereits nach zwei Wochen um und ich wurde einfach wieder nach Hause geschickt. Groß waren die Erklärungsnöte meinen Brühler Freunden gegenüber, warum ich bereits nach zwei Wochen zurückgekommen sei. Später erfuhr ich nach und nach die Gründe. Durch Veruntreuungen von zwei Mitarbeitern kam Onkel Heinz mit seiner Firma in finanzielle Schwierigkeiten. Er entschloß sich bei Nacht und Nebel nach Stralsund (DDR), wo seine Schwiegereltern (meine Oma und mein Opa) lebten, zu flüchten (aus heutiger Sicht eine Panik-Reaktion). Später ließ er Tante Margot mit den Kindern nachkommen. Die Möbel durften sie mitnehmen. Das Haus mußte er zurücklassen. Es kam in die Konkurs-Masse.

Der Kaliberg bei Giesen 2008

 
ehemaliges Haus in Giesen
 

Im Mai 2008 besuchte uns Kurt (76). Er ist der Cousin meiner verstorbenen Mutter und lebt heute in Augsburg. Er hat die Stralsunder öfters besucht und war daran interessiert, wie Onkel Heinz und seine Familie in Groß-Giesen gelebt haben. Das Haus war fast noch so, wie Onkel Heinz es zurückgelassen hat und ich es in Erinnerung habe. Imposant war der riesige Kaliberg vor der Haustüre. So hatte ich ihn nicht in Erinnerung. Der bekannte deutsche Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger, Günter Grass, hat dort nach dem Kriege gearbeitet und darüber in seinem Buch "Die Blechtrommel" geschrieben. Spannende Abschnitte dieses Buches spielen auch in Danzig-Langfuhr. Dort hat der Autor (geboren 1927) gelebt und sein Vater besaß einen Kolonialwarenladen. Erst wohnte Günter Grass im Kastanienweg 5a und später im Labesweg 13. Meine Mutter (geboren am 28. Juni 1923) ist im St.Michaels Weg 22 (in der Nähe der Blindenanstalt) aufgewachsen. Ob sie im Kolonialwarenladen eingekauft und vielleicht den jungen Grass gekannt hat?

Es ist schon faszinierend, dass meine Frau, Jutta Hartmann-Metzger, "unbewußt" immerwieder Reiseziele auswählt, wo ich in meiner frühen Jugend schon einmal gewesen bin. So ging es mir kürzlich mit dem Ort Swinemünde (Polen), wo ich als kleines Baby mit meiner Mutter von Bord des Schnellboot-Mutterschiffes "TANGA" auf der dramatischen Flucht aus DANZIG Ende Januar 1945 gegangen bin. Ich entdeckte kürzlich autobiographische Notizen meines verstorbenen Vaters, der längere Zeit als Exerziermeister für die U-Boot-Bewaffnung in Swinemünde stationiert war. Daraus entstand mein spannender Reisebericht "SWINEMÜNDE - eine Etappe unserer Flucht aus DANZIG", den ich bereits in der Einleitung erwähnt habe.

4. Die Radtour zum Bodensee

Im Oktober 2008 verbrachten wir eine Woche (vom Montag, den 13. Oktober bis Sonntag, den 19. Oktober 2008) am Titisee im Schwarzwald. Auch hier konnte ich auf alten Spuren wandeln, denn ich war im Sommer 1959 zwei Tage (16. August bis 18. August 1959) mit meinen Freunden im Rahmen einer 14-tägigen Radtour  auf dem wunderschönen Camping-Platz am Titisee.

Bernd, Hans, Karl, Klaus (Autor)

 
Klaus, Hans und Bernd

Die Tour hatte am Samstag, den 15. August 1959, in Brühl bei Mannheim begonnen. Die erste Station war der Camping-Platz von Offenburg. Ursprünglich waren wir fünf Teilnehmer (Karl, Hans, Bernd, Jürgen und Klaus). Aber schon bei der Ankunft in Freiburg (am Sonntag, den 16. August 1959) gab es Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Weiterfahrt in den Schwarzwald. Wir wollten die "Höllentalbahn" (die auch  49 Jahre noch sehr interessant war) benutzen. Bernd und Jürgen nahmen die Strapazen mit ihren Rädern auf sich. Wir trafen uns am Camping-Platz von Titisee wieder. Da es uns dort gefiel, wollten wir zwei Tage bleiben. Bernd und Jürgen drängte es schon am nächsten Tag weiter. Nun bestand unsere Gruppe für den Rest der Tour aus drei Personen und das war gut so.

 

Mein Postsparbuch (1959)

 


Ich fand in meinem alten, abgelaufenen Postbarbuch interessante Hinweise über Abhebungen auf den verschiedenen Reisestationen. Aber es sind nicht nur die Beträge, sondern auch die Zeitpunkte der Abhebungen von Interesse. So konnte ich nach über 50 Jahren unseren Reiseverlauf zeitlich nachvollziehen. Der Bahnhof von Titisee, der auch heute noch wie damals aussieht, gewann für uns eine besondere Bedeutung. Beim Ausladen der Fahrräder aus dem Zug hatte Karl seine Kamera am Bahnhof vergessen. Einige Zeit später (nach dem Ende der Reise - ich weiß nicht mehr wann genau) erhielt Karl seine Kamera mit den entwickelten Bildern zurück. Mit der Kamera dürfte folgendes passiert sein: Der Finder hat die Bilder entwickelt und festgestellt, dass wir Radtouristen waren. Deshalb nahm er wohl Kontakt mit dem Camping-Platz in Titisee auf. Dort waren wir aber schon weitergereist. Aber unsere Anschriften lagen ja vo



Klaus beim Frühstück

Karl und Klaus

Dem Camping-Platz galt auch mein erstes Interesse 49 Jahre später (am Dienstag, den 14. Oktober 2008). Ich konnte sogar den Platz am Ufer finden, wo ich mein Dreipersonen-Zelt für uns aufgeschlagen hatte. Die weitere Wanderung mit Jutta um den Titisee war beeindruckend in der herbstlichen Stimmung. Damals genügte uns ein Ausflug mit dem Ruderboot auf den See, um einen guten Überblick zu bekommen. Nach einem leckeren Essen mit einem herrlichen Ausblick über den See begaben wir uns wieder in das Gästehaus Bergseeblick und freuten uns schon auf den Ausflug nach Freiburg am kommenden Tag. Und Jutta erzählte ich Details von unserer Radtour vor 49 Jahren. 

Rheinfall von Schaffhausen/Schweiz

An unserem letzten Urlaubstag, am Samstag, den 18. Oktober 2008, wandelten wir wieder eindeutig auf alten Spuren, denn wir wollten den Rheinfall von Schaffhausen besichtigen. Dazu mußten wir mit der Bahn einen größeren Umweg zurücklegen. Damals, am Dienstag, den 18. August 1959, radelten wir nach der üblen Steigung am Titisee in Richtung Bonndorf und von dort in die Schweiz nach Schaffhausen. Auf dem Camping-Platz mußte erst einmal geklärt werden, wer einen zusätzlichen Kochtopf besorgen soll (Bernd und Jürgen hatten diesen mitgenommen). Das Los fiel auf Hans. Nach dem Kauf war er sehr verärgert, denn das Preisniveau lag um einiges höher als in Deutschland. Bei der Besichtung erlebten wir erstmals mit dem Rheinfall von Schaffhausen einen größeren Wasserfall aus der Nähe (1972 kamen die Iguazu-Wasserfälle in Südamerika und 1974 die Niagara-Fälle im Winter dazu).

Wie ging die Radtour im Sommer 1959 weiter? Am Mittwoch, den 19. August, ging es nach Konstanz am Bodensee. Leider enttäuschte uns der Camping-Platz an der Insel Mainau, denn das Wasser war sehr trübe und schlammig. In meinem Reisebericht "SKANDINAVIEN - von Kopenhagen zum Nordkap!" habe ich auch die Geschichte des Mainau-Besitzers, Graf Bernadotte, erwähnt.

Auf der gegenüberliegenden Seite in Ludwigshafen am Bodensee fühlten wie uns wohler und blieben auf dem dortigen Camping-Platz bis zum Montag, den 24. August 1959. Die nächste Station war Ravensburg mit einem wunderschönen Camping-Platz an einem kleinen Badesee. Fast 20 Jahre später hatte ich beruflich öfters in Ravensburg zu tun, denn wir bauten bei der OMIRA-Molkerei eine neue Eindampfanlage.

In Ulm, wo wir übernachteten, bin ich mir nicht sicher, ob wir das Ulmer Münster besucht haben. Ich glaube, dass wir damals mit unseren Gedanken bereits wieder zu Hause waren. Der Weg nach Stuttgart hatte seine Gemeinheiten. Der Camping-Platz lag in der Nähe des Cannstatter Wasen am Neckar. Auf der vorletzten Etappe nach Neckarsteinach verlor ich meine Sonnenbrille. Es muß an einem der vielen Brunnen gewesen sein, an denen wir uns unterwegs gerne erfrischten. Am Samstag, den 29. August 1959, kamen wir wieder wohlbehalten in unserem Heimatdorf Brühl an. Wir hatten in 14 Tagen eine teilweise sehr strapaziöse Strecke von über 800 Kilometern zurückgelegt. Was ist aus meinen Kameraden geworden? Karl ging ins Bankfach und nahm sich vor längerer Zeit das Leben. Hans wurde Frauenarzt. Leider haben wir uns aus den Augen verloren (kürzliche Such-Recherchen waren erfolglos).

5. Meine erste Reise nach Stralsund (DDR)

Nach dem erfolgreichen Abschluß der Mittelschule in Schwetzingen, begann ich im Frühjahr 1961 bei der Mohr & Federhaff in Mannheim-Rheinau eine Lehre als Maschinenschlosser. Meine Lehrfirma baute Krane, Aufzüge und Prüfmaschinen. Sie besteht heute nicht mehr. Dort war es Tradition, dass die Lehrlinge des 2. Lehrjahres eine gemeinsame Freizeit auf einer Hütte im Montafon/Österreich verbrachten. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt einen Badeunfall (ich hatte mir beim Springen vom Brett den rechten Ringfinger gebrochen), so daß ich erst im folgenden Jahr 1963 teilnehmen konnte. Ein Erinnerungsfoto aus dieser Zeit zeigt mich mit dem kleinen Sohn Hannes der Wirtsleute und meinen Lehrlingsfreunden Dieter und Franz. Es machte mir großen Spaß, Hannes mit "Bluadenz" zu ärgern. Dort stammte er her. Korrekt hieß der Ort natürlich Bludenz. Die Hütte lag auf einer Anhöhe im romantischen Tal von Gargellen. Ich kann mich noch erinnern, dass wir während der Anreise mit dem Zug durch das östereichische Feldkirch fuhren.

 

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